Stets Visionär

Die erste Ammoniak-Anlage nach dem Mont-Cenis-Uhde-Verfahren umfasst eine Produktionskapazitätvon 100 Tonnen/Tag und geht 1928 in Betrieb (Zeche Mont Cenis, Herne).

Friedrich Uhde

Friedrich Uhde

Friedrich Uhde (1880-1966) gründete das Unternehmen, das als Uhde weltweit bekannt wurde im Chemieanlagenbau

Geboren im Jahr 1880 in Einbeck gelangt Friedrich Uhde über Praktika und einen Abschluss am Technikum Einbeck zur Zulassung zum Maschinenbaustudium an der TH Hannover. Nach Anstellungen u. a. bei Dr. C. Otto & Co. in Bochum legt er mit nur sieben Mitarbeitenden 1921 den Grundstein seines Ingenieurbüros.

Uhde ist fasziniert von scheinbar unmöglichen Aufgaben: Er gibt nie auf, lässt sich von niemandem entmutigen und sucht so lange nach Lösungen, bis er sie findet. Dabei ist sein Handeln stets von Ungeduld geprägt. Als ihm einmal die Erstellung von Lichtpausen der Konstruktionszeichnungen nicht schnell genug geht, lässt er prompt Autoscheinwerfer zum Belichten einschalten. Überzeugung, Mut und sein ungebrochener Erfolgswille lassen seine Projekte zu ersten Meilensteinen der Unternehmenszukunft werden.

Von der Scheune zum weltweiten Anlagenbau-Unternehmen

Von der Scheune zum weltweiten Anlagenbau-Unternehmen

Uhde experimentiert mit Kohleextrakt zur Herstellung von Zeitungsfarbe: „Der Betrieb wird zur Herstellung von Farben für das grafische Gewerbe eingerichtet“, heißt es offiziell beim Amtsgericht. In einem alten Wirtschaftsgebäude des schwiegerelterlichen Hubbertshofs in Dortmund-Bövinghausen entsteht Uhdes erstes Laboratorium. Hier beginnt die Erfolgsgeschichte des weltweit tätigen Chemieanlagenbau-Unternehmens, das heute etwas 4500 Menschen weltweit beschäftigt. Stammsitz: Immer noch in Dortmund.

Die Versuchsanlage zur Kohleverflüssigung

1929: Während in Bövinghausen ein neues Versuchslabor zur Gewinnung von Treibstoff durch Kohleverflüssigung eingerichtet wird, zieht das Ingenieurbüro in ein neues Verwaltungs- und Konstruktionsgebäude nach Dortmund um.

1930: Was morgen Stand der Technik sein soll, muss heute entwickelt werden: Mit der Einrichtung des ersten Hochdruck-Laboratoriums in Bövinghausen beginnen die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Kohlehydrierung. Gleichzeitig erreicht Friedrich Uhde mehr Unabhängigkeit, indem er in Dortmund die Hochdruck-Apparatebau GmbH (die spätere Uhde High Pressure Technologies GmbH) gründet. Hier bringt er vor allem seine frühen Erfahrungen mit Anlagen zur Ammoniaksynthese ein. Im Jahr 1933 wird dieser Betrieb nach Hagen verlegt.

Wir müssen Schritt halten mit der Zukunft.

Und das bringt Investitionen mit sich. Deshalb nutzt Friedrich Uhde Unternehmensgewinne zur Verwirklichung neuer, erfolgversprechender Ideen.

1927: Visionär mit Gespür für Trends: Noch während des Baus seiner ersten Ammoniak-Anlage entwickelt und konstruiert Uhde Salpetersäure- und Stickstoffdüngemittelanlagen. Kurz nach dem Abschluss der Arbeiten steigt die Nachfrage nach nitrathaltigem Dünger.

Gewinn des zweiten Ammoniak-Auftrags: Hibernia AG auf Zeche Shamrock (Wanne-Eickel), 1927/28

Das 1929 bezogene Verwaltungs- und Konstruktionsbüro. Um das nach dem 2. Weltkrieg das schwer beschädigte Gebäude notdürftig instand zu setzen, lässt der damals 65-jährige Uhde Fenster im Tausch gegen Kartoffeln reparieren.

Friedrich Uhde. Ingenieur, Visionär, Entwickler. Vor 100 Jahren gründet er in Dortmund-Bövinghausen sein eigenes Unternehmen. Noch heute ist es als Teil des thyssenkrupp Konzerns weltweit bekannt im Bereich Chemieanlagenbau. Eine klassisch erfolgreiche Unternehmergeschichte, so könnte man meinen. Aber Friedrich Uhde, 1966 verstorben, hat etwas ganz Besonderes erreicht: Auch 100 Jahre nach dem mutigen Schritt in die Selbstständigkeit lässt sich seine Persönlichkeit in der heutigen Unternehmenskultur erahnen. Nicht zuletzt deshalb sprechen so manche Mitarbeitende von sich noch immer stolz als Uhdeaner.

Aber was hat Friedrich Uhde ausgezeichnet? Was hat ihn so einzigartig gemacht? Es sind vor allem sein Mut, sein Tatendrang und sein unbedingter Glaube an sich selbst. Bereits während seines Studiums meldet er erste Erfindungen an, wie ein Patent auf einen Webstuhl. Als sein späterer Arbeitgeber seine Überlegungen zur Ammoniak-Synthese und deren Umsetzung nicht mittragen will, wählt Uhde mit seinem eigenen Ingenieurbüro den Weg in die Selbstständigkeit. Getrieben von dem Blick nach vorn nimmt er ungeahnte Risiken auf sich, um seine ersten Anlagen zu bauen, deren Verfahren ihn weltweit berühmt machen.

Damit erwirtschaftet Uhde Gewinne. Seine Leidenschaft und diese ersten Erfolge spornen ihn jetzt nur noch mehr an. Schon früh ist ihm klar: Es muss immer weiter gehen. Wir müssen forschen und entwickeln – das Unmögliche möglich machen. Jede Mark investiert er in die Zukunft seiner Ideen. Nichts hält ihn dabei auf: 1944 wird das Dortmunder Firmengebäude in Folge eines Bombenangriffs schwer getroffen. Uhde bleiben nur Trümmer und ein paar wenige Unterlagen. Stück für Stück wird das Unternehmen wieder aufgebaut. Im Alltag bleibt der Unternehmer stets bodenständig – radelt sogar zur Arbeit – seine Ziele und sein Tatendrang jedoch sind unerschöpflich. Der Uhde GmbH gelingt 1952 die Aufnahme in den Hoechst Konzern – ein überlegter Schritt, mit dem Friedrich Uhde seinen großen Traum vom weltweit tätigen, mit modernen Verfahren arbeitenden Anlagenbauer wahr werden lässt. Es folgen Tochterfirmen und Standorte rund um den Globus.

Es ist diese Haltung Uhdes. Der innere Antrieb, sich stets selbst zu übertreffen. Das intelligente Überwinden von Hindernissen, gepaart mit seinem Anspruch an Qualität und Zuverlässigkeit, die noch heute den Geist des Anlagenbauers prägen.

Zusammengefasst: Engineering with ideas.

Das "Team Uhde" vor dem Umzug in das neue Gebäude, ca. 1929